
Eine Reise um die Welt der Gins in 7 Sorten
Gin ist nicht gleich Gin
Obwohl die Geschichte des Gins relativ weit zurück reicht, gab es früher nicht annähernd die vielfältige Auswahl an Gins, die wir heute genießen dürfen. Die Geschichte geht sogar bis zu einer Zeit, da gab es nur eine Sorte: Genever – der Urvater des Gins. Aber heute ist der Gin so vielfältig wie seine Genießer. Und zum Glück gibt es für jeden noch so anspruchsvollen Gin-Gaumen den passenden Gin. Wer sich mit Gin und seinen Sorten noch nicht so gut auskennt, bekommt hier einen Fahrplan für seine Gin-Geschmacksreise. Am besten ist, nicht auf das zu hören, was andere sagen, sondern immer auszuprobieren. Das macht nicht nur Spaß, es ist auch interessant, sich mit den verschiedenen Gin-Sorten zu befassen. So könnt ihr herausfinden, welcher Gin-Typ ihr seid.
1. London Dry Gin
Bezeichnet die klassische Herstellungsmethode des Gins. Damit hat alles angefangen – in England. Bei der London-Dry-Gin-Variante dominiert die Wacholdernote und es ist die reinste Variante des Gins. Ein Gin, der nach der London-Dry-Gin-Methode hergestellt wird, kann von überall herkommen: aus Deutschland, der Schweiz, Spanien, Italien, Amerika – woher auch immer. Aber was der Gin erfüllen muss, um als London Dry Gin durchzugehen, ist Folgendes: Der Gin muss destilliert werden. Zugabe von Farbstoffen, künstlichen Aromen oder Zucker ist verboten. Die Botanicals für den Gin müssen während der Destillation zugegeben werden. Für manche Hersteller ein enges Korsett, um der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen, aber auch ein guter Rahmen, um mit Handwerk, Kreativität und minimalistischen Mitteln ganz Großes zu kreieren.
2. Dry Gin
Bezeichnet ebenfalls die Herstellungsmethode des Gins und auch bei dieser Variante wird der Gin mit seinen Botanicals destilliert. Der Unterschied zur London-Dry-Gin-Variante: Beim Dry Gin dürfen nachträglich naturidentische Aromen und Farbstoffe und Zucker zugesetzt werden. Auch verschiedene Brände dürfen vermischt werden. Im Gegensatz zum London Dry Gin haben hier andere Botanicals die Möglichkeit, den traditionellen Wacholder etwas in den Background zu drängen. Für Gin-Genießer, die ihren Gaumen ab und an mal auf geschmacklich komplexe Abwege leiten wollen, ist das eine sehr gute Möglichkeit, neue Nuancen zu entdecken. So let’s try a Dry Gin.
3. New Western Dry Gin
Die New-Western-Dry-Gin-Variante bezeichnet nicht die Herstellungsmethode, sondern eine geschmackliche Kategorie. Hier spielt nicht unbedingt die Wacholdernote die Hauptrolle. Bei dem New Western Dry Gin haben auch Botanicals wie Zitrusfrüchte, Kräuter oder Gewürze die Möglichkeit hervorzustechen und dem Gin seine dominante Note zu verleihen. Gut für Gin-Genießer, die dem Wacholder nicht ganz so zugeneigt sind. Oder für alle, die einfach nicht immer den gleichen Gin trinken wollen. Good to know: Hergestellt wird der New Western Dry Gin genau so wie ein Dry Gin.
4. Sloe Gin
Man denkt sofort an Slow Gin, also behutsam hergestellter Gin. Ist es aber nicht. Sloe bedeutet übersetzt Schlehen-Gin. Aber Zeit bekommt er trotzdem: Für den Sloe Gin werden rote Schlehenbeeren tage- oder wochenlang in Gin eingelegt. Hier wird also nicht destilliert, sondern angesetzt. Wenn wir kleinlich wären (was wir aber nicht sind), würden wir sagen, der Sloe Gin ist gar kein Gin, sondern ein Likör auf Gin-Basis, weil der Alkoholgehalt unter 37,5 % liegt und Zucker hinzugefügt wird. Aber zum Glück sind wir nicht kleinlich, sondern Freunde des guten Geschmacks und ein guter Sloe Gin ist ein guter Sloe Gin ist ein guter Sloe Gin. Meistens sehr fruchtig, komplex, mit einem angenehm langen Abgang.
5. Plymouth Gin
Eine Herkunftsbezeichnung, die früher einmal geschützt war. Für den Plymouth Gin werden intensive Botanicals und weniger Wacholder verwendet. Darum schmeckt er meistens eher mild, erdig, süßlich-fruchtig und hat oft einen langen, angenehmen Ab-gang. Wie es der Name schon sagt, ist die Herstellung geknüpft an ihren Standort. Nur ein Gin, der innerhalb der Stadtgrenzen von Plymouth destilliert wurde, darf sich auch so nennen. Heute gibt es nur noch eine Destillerie, die den Plymouth Gin nach dem ursprünglichen Rezept herstellt: die Black Friars Distillery in Plymouth – England – und das bereits seit 1793.
6. Old Tom Gin
Dieser Variante wird etwas Zucker hinzugefügt. Das Ergebnis ist eine spezielle Gin-Variante mit einem süßlichen Geschmack und einer oft wunderschön gelb-goldenen Farbe. Könnte auch Whisky sein, ist aber Gin, ein Gin für Genießer, die gerne ausprobieren und mischen. Denn die Old-Tom-Gin-Variante ist ideal für Cocktails, aber weniger geeignet als ein Dry Gin für den perfekten Gin & Tonic. Einmal im Leben eines Gin-Genießers sollte man einen guten Old Tom Gin probieren – und wer weiß, sich dabei vielleicht sogar verlieben, wie es gerade die New Yorker und Londoner tun? Dort ist der gute alte Old Tom Gin in der Bar-Szene gerade wieder voll am Kommen und genießt bereits große Beliebtheit. Old Tom Gin, wann hältst du endlich Einzug in Berlin?
7. Bathtub Gin
Der Name sagt es schon: Diese Gin-Variante wurde früher schwarz und heimlich in der eigenen Badewanne hergestellt. Das ging so einfach und schnell, dass der Gin-Nachschub reibungslos verlief. Dafür brauchte es nicht viel – nur ein wenig Experimentierfreude und eben eine Badewanne. Geschmacklich ist er natürlich von den heutigen Gin-Sorten weit entfernt und man verzichtet bei der Herstellung auf eine Badewanne. Aber auch derzeitig wird die Technik der kalten Mazeration angewendet. Dafür werden – genau wie früher – Kräuter und Pflanzen klein geschnitten, gehackt oder gepresst und in Alkohol eingelegt. Die Aromen der Botanicals lösen sich und verbinden sich mit der klaren Spirituose. Nach ein paar Tagen oder Wochen, je nachdem, welchen Anspruch man an das Destillat hat, ist der Gin fertig.
That’s it!
Einfach, einfallsreich und früher sehr erfolgreich. Heute eher unpopulär bei den Genießern, aber bei den Machern, die ihren ersten eigenen Gin herstellen wollen, ein Hit. Weil – das liegt auf der Hand – es einfach ist und eine Badewanne hat auch fast jeder zu Hause. Die Frage ist nur: Wer will den Gin danach auch trinken? Gut, dass es auch experimentierfreudige Gin-Anfänger gibt, die nicht nur genießen, sondern auch kreieren wollen. Good luck in the bathtub!